Waldschutz ist Klimaschutz, Waldbegehung der Kreisgrünen mit Forstamtsleiter Axel Henke aus Boppard

„Waldschutz ist Klimaschutz und Klimaschutz ist Waldschutz.“ So fasste die Vorsitzende des Kreisverbandes von Bündnis 90 / Die Grünen, Daniela Lukas-von Nievenheim, die Erkenntnisse eines mehrstündigen Vor-Ort-Termins im heimischen Forst zusammen.

Seit November 2020 wird im Kreistag im Rhein-Hunsrück-Kreis über den Vorschlag des Sonderpakts Wald diskutiert. Im Haushaltsplan 2021 wurden Haushaltsmittel in Höhe von 1.000.000 Euro bereitgestellt, um waldbesitzende Gemeinden finanziell bei den Herausforderungen der Waldbewirtschaftung zu unterstützen.

„Wir sind froh, dass die Verwaltung uns einen Vorschlag unterbreitet hat, bei dem das Geld nicht nur nach Waldfläche verteilt wird, sondern auch die Finanzkraft und Pachteinnahmen durch Windräder berücksichtigt werden, die sich teilweise auch auf Waldfläche befinden“, betont Fraktionsvorsitzende Daniela Lukas-von Nievenheim für die Grünen. „Was uns aber bei der Verteilung fehlt, ist der Nachhaltigkeitsgedanke, der Blick der einzelnen Kommunen auf eine zukunftsfähige, nachhaltige und auch klimaangepasste Bewirtschaftung der Wälder.“

Laut Waldzustandsbericht von 2020 hat das Waldsterben inzwischen erschreckende Dimensionen erreicht: Mehr als elf Millionen Bäume sind in Rheinland-Pfalz seit 2018 abgestorben. Eine der Ursachen ist der deutliche Anstieg der Durchschnittstemperatur in den vergangenen Jahren. Genau umgekehrt verhält es sich bei der Niederschlagsmenge. Die geht kontinuierlich zurück.

Axel Henke, Forstamtsleiter Boppard und Unterstützer des Sonderpakts Wald war der Bitte von Bündnis 90/Die Grünen nachgekommen und führte Mitglieder der Kreistagsfraktion und der „Arbeitsgruppe Wald“ durch Teile seines Reviers. Ökonomische, ökologische und soziale Standards spielen bei ihm eine große Rolle, denn der Staatswald ist „FSC-“ und der Stadtwald Boppard, einer der größten Kommunalwälder in Rheinland-Pfalz „Naturland-zertifiziert“, was Henke stolz berichtete.

An drei Stationen veranschaulichte er den Grünen die Folgen des Klimawandels für den heimischen Wald. Seit 2018 ist es nach drei sehr trockenen Sommern dramatisch. „Das Katastrophale dabei ist, dass es längst nicht mehr die Fichten- oder Kiefern-Monokulturen allein sind, die auf großen Flächen absterben, sondern auch Baumarten, die unser Waldbild prägen. Erschreckend war die Darstellung uralter Buchen, die innerhalb kurzer Zeit abgestorben sind. Buchen leiden hier besonders unter den Trockenschäden. Sie werden auf Dauer gesehen aus unseren Wäldern verschwinden“, mussten die interessierten Zuhörerinnen erfahren.

Um durch die Trockenheit entstandene Kahlflächen zu schließen, ist der Bedarf an Jungpflanzen für die Wiederaufforstung sehr hoch, aber auch sehr teuer. Von daher setzt man hauptsächlich auf die natürliche Aussaat. Um Jungpflanzen in der Wachstumsphase zu schützen, werden große Bereiche kostspielig eingezäunt, was aber nicht immer den gewünschten Schutz vor Wildverbiss bietet. „Erschreckend war zu sehen, dass besonders an Waldrändern mehr als 10 Jahre alte Bäume nur einen Meter hochwachsen konnten. Durch den massiven Wildverbiss haben sie auch keine Chance, höher zu werden“, betont Okka Senst.

Die Eiche vertrage Hitze, werde aber in der Jungphase von Rehen abgefressen und könne sich somit nicht entwickeln. Deshalb sei eine intensive Jagd so dringend wie schon lange nicht mehr. „Wildbestände sollten auf ein Maß verringert werden, damit der Wald sich natürlich erneuert. Die Einführung einer organisierten Jagd, über Waldbesitzergrenzen hinweg, kann die Wilddichte regulieren“, so der Forstamtsleiter.

Die Forstwirtschaft startet immer wieder neue Versuche Bäume zu finden, die bei diesen trockenen Bedingungen anwachsen und überleben können. Mediterrane Pflanzen seien dabei in unseren Lagen aber nicht immer eine Lösung. Für die Zukunft müssen ebenfalls Möglichkeiten der Wasserversorgung im Wald geschaffen werden, kleine Teiche natürlich entstehen lassen, Regenwasser speichern und Entwässerungsgräben schließen.

„Wenn wir nicht entschieden gegensteuern, geht ein ganzes Ökosystem verloren, das vielen Tieren und Pflanzen Lebensraum bietet, uns Menschen als Erholungsraum dient und für die Kommunen auch ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor ist“, sagt Forstamtsleiter Henke, der sich sicher ist, dass bei vielen Förstern mittlerweile ein Umdenken zur Ökologisierung der Waldbewirtschaftung stattgefunden hat.

Alle Anwesenden waren sich einig, dass der nachhaltige Umgang mit der Ressource Wald wieder neu erlernt werden muss. Der Wald ist viel mehr als Holzlieferant. Er ist „Klimaschützer“, Wasserspeicher, Luftfilter und trägt zum Erholungswert für die Menschen bei. Die Waldbewirtschaftung muss man sich in der Zukunft leisten müssen. Durch den Klimawandel und seinen Auswirkungen wird der Wald nicht mehr so ertragreich sein können. Der Aufwand ist größer und die Erträge sind geringer. „Wenn wir den Wald für zukünftige Generationen erhalten möchten, darf der Profit nicht an erster Stelle stehen. Der Sonderpakt Wald ist „im Verhältnis zum jetzigen und zukünftigen Schaden“ ein kleiner Beitrag an die Kommunen, um die Kosten für Aufforstung oder die geringeren Einnahmen durch den gefallenen Holzpreis aufzufangen. Wir stellen uns die Frage: Warum nicht auch zukünftig in unseren Wald investieren? Der Erhalt des Waldes als Daseinsvorsorge? Mit einer Wald-Klima-Prämie können Kommunen, Forstämter, Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer finanziell unterstützt werden. Aber die Steuergelder müssen entsprechend an ökologische Kriterien gebunden werden, deren Umsetzung kontrolliert wird, wie das bei FSC-zertifizierten Wäldern der Fall ist. Wer naturnahe Wälder aufbaut, wird belohnt“, so die Grünen.