Grüne wandern mit der Europaabgeordneten Jutta Paulus im Bopparder Hamm

Gruppenfoto Besuch Jutta Paulus am 01.070.2023 Fotograf: Günther Kaspari

Klimawandel, Umwelt- und Naturschutz standen im Mittelpunkt einer Veranstaltung im Bopparder Hamm, zu der der Kreisverband Bündnis 90/Die Grünen zusammen mit dem Stadtverband Mittelrhein eingeladen hatten. Die grüne Europaabgeordnete Jutta Paulus war nach Boppard gekommen und informierte über die jüngsten europapolitischen Beschlüsse und deren Auswirkungen auf die Situation direkt vor Ort.

Zahlreiche Mitglieder und Interessierte hatten sich zu einem anstrengenden Fußmarsch in den Bopparder Hamm aufgemacht und wurden dort fachkundig über die Besonderheiten der Landschaft und die lokale Artenvielfalt im größten zusammenhängenden Weinanbaugebiet des Mittelrheins informiert. Merlin Brager, Student der Biogeologie, führte die Gruppe durch einmalige Kulturflächen, die es sonst in Deutschland nicht gibt und erklärte eindrucksvoll wie Lebensräume für Pflanzen und Tiere trotz der großen Herausforderungen des Klimawandels erhalten werden können.

Als Mitglied der Grünen im Umweltausschuss des Europäischen Parlaments (ENVI) berichtete Jutta Paulus über ihrer politischen Arbeit. Sie betonte, dass das europäische Gesetz zur Rettung der Natur die Voraussetzung für wirksame Maßnahmen zum Stopp des Artensterbens und für die Erfüllung der EU-Klimaschutzziele sei. Sehr verärgert zeigte sich die engagierte Politikerin über die knapp mehrheitliche Ablehnung im Umweltausschuss. „Grund hierfür ist die gezielte Desinformationskampagne der EVP und die Blockadehaltung des Abgeordneten Manfred Weber. Aber der Kampf zur Rettung der Natur geht unermüdlich weiter. Das letzte Wort hat das Europäische Parlament“, ist sich Jutta Paulus sicher, „das Gesetz ist zwingend erforderlich, um der klimatisch und ökologisch bedingten Verschlechterung von Lebensräumen entgegenzusteuern, aber auch um in Zukunft ausreichend Erträge für Landwirt*innen und Landwirte und bezahlbare Lebensmittel für Verbraucher*innen zu garantieren. Renaturierungsmaßnahmen sind ein zwingend erforderlicher Beitrag zur Verhinderung und Abmilderung von Dürren, Waldbränden und Flutkatastrophen.“

„Die Wasserversorgung bestimmt auch schon meinen Arbeitsalltag“, berichtete Winzer Florian Weingart, der der Gruppe im Anschluss an die Wanderung auf dem Picknickplatz seines Weinguts bei gutem Riesling und leckerem Essen Gesellschaft leistete. „Die Wasservorräte aus meinen vorhandenen Zisternen sind bereits jetzt schon aufgebraucht.“

Auch die neue europäische Pestizidverordnung (Verordnung zur nachhaltigen Verwendung von Pflanzenschutzmitteln) war ein wichtiges Thema in den Gesprächen. „Es ist klar, dass sich an der Entwurfsvorlage noch einiges ändern muss“, erklärte die Europaabgeordnete, „das Totalverbot der Pestizidverwendung in sensiblen Gebieten, zu denen in Deutschland bspw. auch Landschaftsschutzgebiete zählen, würde die gewinnbringende Landwirtschaft dort erschweren, wenn nicht sogar unmöglich machen. Insbesondere für Sonderkulturen wie Obst- und Weinbau, bei denen die Instrumente des integrierten Pflanzenschutzes begrenzt sind, könnte ein Totalverbot das wirtschaftliche Aus bedeuten“. Paulus verwies auf die grüne MdEP Sarah Wiener, die in ihrem Gesetzesentwurf vorgeschlagen habe, bestimmte Gebiete als „nicht sensibel“ im Sinne der Verordnung zu bewerten, z. B. Landschaftsschutzgebiete, welche nicht als naturschutzrelevant ausgewiesen wurden.

„Union und FDP haben aufgrund des Verbots in sensiblen Gebieten eine Kampagne gestartet, um die gesamte Verordnung zu Fall zu bringen und damit die dringend notwendige Pestizidreduktion zu verhindern. Dabei verschweigen sie geflissentlich, dass das Gesetzgebungsverfahren noch am Anfang steht. Entgegen den Behauptungen, u.a. auch der Agrarlobby, geht es bei der Pestizidverordnung nicht um Verbote, sondern um die intelligente Steuerung und Abwägung zwischen Pestizidausbringung und schützenswerten Ökosystemen. In der jetzigen Entwurfsphase ist es wichtig, sich konstruktiv damit auseinander zu setzen. Auch die Frage, welche Schutzmittel Biobetriebe einsetzen dürfen, ist zu diskutieren. Ein Weiter so löst nicht das ökologische Problem, sondern gefährdet unser aller Lebensgrundlagen“, betonen die beiden grünen Kreissprecher*innen Daniela Lukas-von Nievenheim und Dominik Loch.